Der „Blutige Freitag“ von Zahedan und Khash im Jahr 2022

   

Der „Blutige Freitag“ von Zahedan und Khash im Jahr 2022 stehen sinnbildlich für den erbitterten
Kampf der belutschischen Bevölkerung gegen die brutale Unterdrückung durch das iranische
Regime. Am 30. September 2022 (8. Mehr 1401 im iranischen Kalender) gingen Zehntausende
Belutschen nach dem Freitagsgebet in Zahedan auf die Straße, um friedlich gegen die
Vergewaltigung an einem 15-jährigen belutschischen Mädchen zu protestieren, dessen
Misshandlung Oberst Ibrahim Kouchakzai zur Last gelegt wurde. Statt die legitimen Forderungen
der Demonstranten zu beachten, reagierten die iranischen Sicherheitskräfte mit gnadenloser
Gewalt und schossen wahllos auf die Menge. Dabei verloren mindestens 107 Menschen ihr
Leben, während über 300 weitere verletzt wurden.
Nur wenige Wochen später, am 4. November 2022 (13. Aban 1401), wiederholte sich das
grausame Szenario in der Stadt Khash. Die belutschische Bevölkerung, die Gerechtigkeit für die
Opfer von Zahedan forderte, wurde erneut Ziel eines Massakers durch das iranische Regime. Bei
diesem brutalen Angriff, bei dem scharfe Munition eingesetzt wurde, starben mindestens 18
Menschen, viele weitere wurden verletzt.
Die genannten Opferzahlen umfassen nur diejenigen, deren Identität durch
Menschenrechtsaktivisten bestätigt werden konnte. Aus Angst vor den Sicherheitskräften waren
viele Familien gezwungen, ihre Angehörigen heimlich zu beerdigen und schweigend zu trauern,
um weiteren Repressionen zu entgehen.
Innerhalb von zwei Tagen töteten die iranischen Sicherheitskräfte über 120 Menschen – ein
Versuch, die Wahrheit über die Verbrechen von Oberst Kouchakzai zu vertuschen und jegliche
Forderungen nach Gerechtigkeit im Keim zu ersticken. Doch trotz dieses brutalen Vorgehens
setzten die Belutschen ihren Widerstand unerschrocken fort und schrieben eines der längsten
Kapitel friedlichen Protests in der Geschichte der Islamischen Republik Iran.
Belutschistan, im strategisch bedeutsamen Südosten Irans gelegen, grenzt an Pakistan und
Afghanistan und bietet über den Hafen von Chabahar Zugang zum Indischen Ozean. Reich an
Bodenschätzen und von immenser geostrategischer Bedeutung, wurde Belutschistan 1871 von
Großbritannien in drei Teile aufgeteilt, wodurch die Region ihre Unabhängigkeit verlor. Diese
Aufteilung eröffnete den Kolonialmächten den Zugang zu den wertvollen Ressourcen und den
Weltmeeren – eine Situation, die bis heute die politische und wirtschaftliche Lage Belutschistans
prägt.
Trotz der immensen Reichtümer an Gold, Kupfer und anderen wertvollen Bodenschätzen befindet
sich Belutschistan seit über einem Jahrhundert in einem Zustand der systematischen
Unterdrückung und auferlegten Armut. Diese Region, die aufgrund ihrer Ressourcen eigentlich
blühen sollte, ist heute die ärmste Provinz des Iran. Belutschistan leidet unter dem geringsten
Maß an Entwicklung, während der Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung erschreckend
niedrig ist.
Für die zentralistischen Regierungen, sowohl der Pahlavi-Dynastie als auch der Islamischen
Republik, sind die Belutschen nicht mehr als Bürger zweiter oder gar dritter Klasse. Unzählige von
ihnen besitzen nicht einmal eine Geburtsurkunde – ein grundlegendes Dokument, das ihre
Existenz als Bürger eines Landes anerkennt. Diese staatlich verordnete Entmenschlichung
bedeutet, dass viele Belutschen von essenziellen Bürgerrechten ausgeschlossen sind: Sie können
nicht zur Schule gehen, keine Krankenversicherung erhalten, keine Arbeitsstelle finden oder sogar
ihre Ehen offiziell registrieren lassen. In vielen Fällen wurden Belutschen ohne Papiere von den
iranischen Behörden willkürlich verhaftet und unter dem Vorwand, sie seien „illegale Ausländer“,
nach Afghanistan abgeschoben. Tragischerweise wurden einige von ihnen bei dem Versuch, in
ihre Heimat zurückzukehren, von iranischen Grenztruppen erschossen oder starben in
Afghanistan an Hunger und Verlassenheit.
In Belutschistan gibt es zahllose Dörfer und Städte, die nicht einmal über grundlegende Schulen
verfügen. Kinder müssen in improvisierten Hütten („Kaprischulen“) lernen – wenn sie überhaupt
die Möglichkeit haben, zur Schule zu gehen. Der Unterricht in ihrer Muttersprache, der
belutschischen Sprache, bleibt trotz seines verfassungsmäßig garantierten Rechts ein unerfüllter
Traum. In Kombination mit der tief verwurzelten Armut der Familien, dem Mangel an Schulen,
qualifizierten Lehrern, Geburtsurkunden und selbst an grundlegender Infrastruktur, die den

Schulweg ermöglicht, hat dieser strukturelle Ausschluss dazu geführt, dass eine alarmierende
Zahl belutschischer Kinder gezwungen ist, ihre Schulbildung abzubrechen. Laut offiziellen
Berichten haben über 150.000 Kinder in Belutschistan keinen Zugang zu Bildung.
Diese systematische Benachteiligung, die tief in der Geschichte der iranischen Herrschaft
verankert ist, hat Belutschistan in einen Zustand des Vergessens und der Missachtung gedrängt –
ein Schicksal, das die belutschische Bevölkerung seit Generationen erträgt.
Viele Dörfer und Städte in Belutschistan leiden unter einem schockierenden Mangel an
grundlegender Infrastruktur. Trinkwasser-, Strom- und Gasnetze fehlen, und die Bevölkerung sieht
sich täglich mit kaum vorstellbaren Härten konfrontiert, um das Nötigste zum Überleben zu
sichern.
In den meisten belutschischen Dörfern bleibt die Versorgung mit sauberem Trinkwasser ein ferner
Traum. Die Menschen sind gezwungen, auf sogenannte „Hootags“ zurückzugreifen – einfache
Wasserlöcher, die sowohl von Menschen als auch von Tieren genutzt werden. Diese primitiven
Wasserquellen sind eine Gefahr für das Leben der Kinder, die regelmäßig Wasser holen müssen.
Viele Kinder stürzen in die schlammigen Gruben und ertrinken – Opfer eines Staates, der ihnen
den Zugang zu sauberem Wasser verweigert.
In anderen Gebieten müssen Kinder kilometerweit zu Flüssen laufen, um Wasser zu holen – oft mit
tragischen Folgen. Sie fallen den „Gandos“, den gefürchteten Kurzschnauzenkrokodilen, zum
Opfer. In diesen grausamen Vorfällen verlieren Kinder nicht nur ihre Gliedmaßen, sondern auch ihr
Leben. Diese Tragödien sind die bittere Realität einer Region, die von der Regierung systematisch
vernachlässigt wird.
Die Situation verschärft sich weiter durch den fehlenden Zugang zu Gas. In der extremen Hitze

Belutschistans, die oft über 40 Grad Celsius erreicht, sind die Menschen gezwungen, stunden-
oder tagelang in langen Schlangen für Gasflaschen anzustehen, nur um ihre Mahlzeiten zubereiten

zu können. Es ist ein unhaltbarer Zustand, bei dem selbst das Warten auf diese lebenswichtige
Ressource Menschen das Leben gekostet hat.
Diese Zustände sind nicht das Resultat von Naturkatastrophen oder unvermeidbaren Krisen – sie
sind das Ergebnis jahrzehntelanger systematischer Vernachlässigung und bewusster politischer
Marginalisierung. Während die Bodenschätze der Region geplündert werden, bleibt die
Bevölkerung in tiefer Armut gefangen, ohne Zugang zu den grundlegendsten Ressourcen, die in
anderen Teilen des Landes selbstverständlich sind. Belutschistan wird von der Zentralregierung im
Stich gelassen, und die Menschen bezahlen dafür mit ihrem Leben.
Eine der brutalsten und absichtlich zerstörerischen Politiken des iranischen Regimes in
Belutschistan ist die gezielte Verhinderung von Arbeitsplätzen. In einer Region, die durch Armut
und Vernachlässigung gezeichnet ist, bleibt den Belutschen keine andere Wahl, als sich dem
gefährlichen Geschäft des „Sprittransports“ hinzugeben. Diese Menschen sind gezwungen, unter
Lebensgefahr Benzin und Diesel durch unwegsames, lebensbedrohliches Gelände über die
Grenze zu transportieren – weil ihnen der Staat jegliche wirtschaftliche Perspektive verweigert.
Doch anstatt die Ursachen dieser Not zu bekämpfen, antwortet der iranische Staat mit tödlicher
Gewalt. Die Sicherheitskräfte haben freie Hand, auf diese verzweifelten Menschen zu schießen.
Durch Kugeln, das Auslegen von Stachelfallen und wilde Verfolgungsjagden werden die
Transporteure rücksichtslos in den Tod getrieben. Diese Menschen transportieren eine explosive
Fracht, und sobald die Sicherheitskräfte schießen, entzündet sich der Treibstoff – das Fahrzeug
wird zur tödlichen Feuerfalle. Der Fahrer hat keine Chance zu entkommen und verbrennt bei
lebendigem Leib. Ihre Körper verschmelzen mit dem Metall, und was von ihnen übrig bleibt, ist oft
nicht mehr von den Überresten des Fahrzeugs zu trennen.
Diese systematische Barbarei nimmt den Familien nicht nur ihre Angehörigen, sondern auch die
Möglichkeit eines würdigen Abschieds. Viele belutschische Familien bleiben ohne die Überreste
ihrer geliebten Menschen zurück, unfähig, ihnen die letzte Ehre zu erweisen – ein brutaler Akt der
Entmenschlichung. Dies ist kein Zufall oder Einzelfall – dies ist die grausame Realität eines

Regimes, das eine ganze Bevölkerung durch ökonomische Ausgrenzung und tödliche Gewalt in
die Knie zwingen will.
Belutschistan, reich an Ressourcen, aber arm an Chancen, wird vom iranischen Staat
ausgebeutet und zugleich brutal unterdrückt. Der Tod der Sprittransporteure ist kein tragischer
Unfall, sondern das direkte Ergebnis einer menschenverachtenden Politik, die darauf abzielt, eine
ohnehin marginalisierte Bevölkerung noch weiter zu unterdrücken.
Ein weiteres verheerendes Kapitel der systematischen Unterdrückung in Belutschistan ist die
gezielte Verteilung von Waffen durch die staatlichen Behörden an die lokale Bevölkerung. Diese
Politik dient nicht nur der Durchsetzung der repressiven Ziele des Regimes, sondern führt zu einer
erschreckenden Eskalation der Gewalt und Unsicherheit. Durch die Verbreitung von Waffen unter
der Bevölkerung werden bewaffnete Überfälle und Morde unter dem Deckmantel von
„unbekannten Angreifern“ zur traurigen Normalität.
Die erschreckende Bilanz im Jahr 2023 offenbart das Ausmaß dieser brutalen Strategie:
Mindestens 192 belutschische Bürger wurden von bewaffneten „unbekannten Tätern“ angegriffen.
Die Ergebnisse sind verheerend – 150 Menschen wurden ermordet und 42 weitere verletzt,
darunter fünf Kinder und vier Frauen. Diese Zahlen sind nicht nur Statistiken; sie stehen für die
entsetzliche Realität einer Region, in der das Regime die Waffen nicht zur Sicherung, sondern zur
Zerschlagung von Widerstand und zum Aufrechterhalten von Chaos einsetzt.
Diese Politik der Angst und Gewalt ist ein bewusster und kalkulierter Akt der Unterdrückung.
Während die staatlich gesponserte Verbreitung von Waffen zu einem Klima der Unsicherheit und
des Terrors beiträgt, bleibt die belutschische Bevölkerung als Opfer eines Systems, das sich
seiner eigenen Unterdrückungslust hingibt. Der blutige Terror, den sie erleben, ist das Ergebnis
einer kaltherzigen Strategie, die darauf abzielt, die belutschische Bevölkerung zu entmenschlichen
und jede Form von Widerstand im Keim zu ersticken.
In der aktuellen Lage stehen die Menschen in Belutschistan vor einer beispiellosen Bedrohung:
Das iranische Regime plant eine gezielte und systematische Auslöschung der belutschischen
Identität und Kultur. Das Regime verfolgt die skrupellose Strategie, Belutschistan in drei separate
Provinzen aufzuteilen, um den Namen Belutschistan von der Karte zu tilgen und somit das
historische Erbe der belutschischen Nation zu vernichten.

Zusätzlich dazu sieht das Regime vor, Millionen von Nicht-Belutschen im Rahmen des „Groß-
Makran-Projekts“ entlang der Makran-Küste anzusiedeln. Diese Umgestaltung hat das Ziel, die

einheimische belutschische Bevölkerung durch massive Migration und ansässige Nicht-
Belutschen zu überwältigen. Auf diese Weise soll nicht nur die demographische Struktur

verändert, sondern auch die kulturelle und sprachliche Identität der Belutschen vollständig
ausgelöscht werden.
Diese Maßnahmen sind nichts weniger als ein direkter Angriff auf das kulturelle und nationale Erbe
der Belutschen, ein bewusster Versuch, die jahrhundertealte Kultur und Sprache zu vernichten
und die belutschische Bevölkerung auf einen Punkt zu reduzieren, an dem ihre Geschichte nur
noch eine verblassende Erinnerung ist. Es ist eine beispiellose und brutale Form der kulturellen
Kolonialisierung, die darauf abzielt, die Belutschen in ihrer eigenen Heimat zu marginalisieren und
zu zerstören.

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